Der IPO, der alles veränderte
Als die Europäer die Seerouten nach Asien entdeckten, gründeten sie Schifffahrts-Unternehmen, um an die begehrten Gewürze aus dem Osten zu kommen. Nur hatte das damals unterentwickelte Europa nichts, das Asien interessierte, ausser Silber und Gold. Der Handel musste also finanziert werden. Die Niederländische Ostindien-Kompanie gilt als erste Firma, die sich über einen öffentlichen Börsengang 1602 finanzierte. Allerdings hatte sie zunächst wenig mit einer modernen Firma gemeinsam, sondern war eher eine Art Firmen-Staat mit eigener Armee, eigenen Territorien und Untertanen.
Besonders die eigene Armee passte den investierenden Händlern nicht, die Krieg als unprofitables Risiko sahen. Deshalb bot ihnen der niederländische Staat unpersönliche Aktien, welche sie jederzeit an der Börse wieder verkaufen konnten. Ohne es zu wissen, schufen die Niederlande mit diesem Deal den modernen Aktienmarkt und die öffentlichen Investoren.
Für die Niederländische Ostindien-Kompanie lief es sehr gut – zu Beginn. Dank dem IPO verfügte sie über bedeutend mehr Kapital als ihre Hauptkonkurrentin, die East India Company der Briten, und dominierte jahrzehntelang den Markt mit einem Gewürzmonopol. Als sich aber der Markt in Europa veränderte, verpasste die Niederländische Ostindien-Kompanie die Restrukturierung – und ging unter.
«When the weather changes, nobody believes the laws of physics have changed. Similarly, I don't believe that when the stock market goes into terrible gyrations its rules have changed.»
– Benoit Mandelbrot