Wie die Jesuiten Wirtschaftsspionage erfanden
Das genaue Ausmass von Industrie- und Wirtschaftsspionage lässt sich naturgemäss nicht genau beziffern. Schwer belegbare Schätzungen gehen zum Beispiel von 3% der US-Wirtschaftsleistung aus, oder von 30’000 Jobs, die in Deutschland jedes Jahr verloren gehen. Oft wird China als Spionage-Nation beschuldigt.
Einer der ersten bekannten Fälle von Industriespionage verlief aber genau umgekehrt, von China nach Europa. Der Jesuit François Xavier d’Entrecolles befragte seine chinesischen Konvertiten zur Herstellung von chinesischem Porzellan und schickte die Informationen nach Europa. Nicht in Absicht der Spionage, beteuerte der Priester, sondern nur zur Befriedigung seiner eigenen Neugierde und in der Hoffnung, dass seine Beschreibungen in Europa nützlich sein könnten.
Was dagegen spricht, den Jesuitenpriester als ersten Industriespion zu betrachten, ist der sorglose Umgang mit der erbeuteten Porzellan-Formel. Denn offenbar wusste er nicht, dass die Deutschen bereits seit Anfang des 18. Jahrhunderts ihr eigenes Hartporzellan herstellen. Und als die Briefe des Jesuiten publiziert wurden, halfen sie ausgerechnet den verhassten protestantischen Engländern, ihr eigenes “Plymouth Porcelain” herzustellen.
“The loss of industrial information and intellectual property through cyber espionage constitutes the greatest transfer of wealth in history.”
– Gen. Keith Alexander